Fred Thieler
Biografie
Er gehört zu den prominentesten Vertretern der Nachkriegs-Abstraktion in Deutschland: Fred Thieler. 1916 in Königsberg geboren, wurde er einer der wichtigsten Maler des „Informel“, der sowohl lyrischen wie expressiven Abstraktion im Nachkriegsdeutschland. Wegen seiner jüdischen Mutter von den Nazis verfolgt, schrieb er sich in Hein Königs privater Kunstschule in München ein. Nach dem Kriege studierte er von 1946 bis 1950 an der Akademie in München, und zwar in der Klasse von Carl Caspar, wo er seine ersten abstrakten Bilder malte. Thieler wurde Mitglied der Gruppe ZEN 49, die 1949 gegründet wurde und zu der Künstler wie Willi Baumeister, Rupprecht Geiger, K.R.H. Sonderborg und Fritz Winter gehörten. 1959 bis 1981 war er Professor für Malerei an der Berliner Kunstakademie, jetzt Universität der Künste, und sein Werk wurde 1959 und 1964 auf der „documenta“ II und III in Kassel gezeigt. Seit 1992 verleiht die Berlinische Galerie (Berlins Landesmuseum) den Fred-Thieler-Preis für Malerei, der auf eine Stiftung Thielers zurückgeht. Er starb 1999 in Berlin.
Thielers Formen sind abstrakt, seine Farben intensiv. Ihr Dialog bestimmt seine Bilder. Seine Werke folgen keinem konsequenten, systematischen stilistischem Muster, so wie es das „Informel“ ja allgemein auszeichnet. Seine frühen Arbeiten, bis weit in die Vierziger Jahre hinein, waren auf herkömmliche Weise mit Pinseln gemalt und ganz figurativ. Die Themen sind eindeutig: Melancholische Szenen aus dem Alltagsleben, manchmal etwas heiterer wiedergegeben, was ein Element der Hoffnung mit einbringt.
Seit den Fünfziger Jahren arbeitet Thieler jedoch völlig anders. Er nahm die Leinwand von der Staffelei herunter, legte sie flach auf den Boden, und – was noch provokant war – goss, tropfte und spritzte die Farbe darauf, aus Dosen oder aus Eimern. Hier liegt eine gewisse Ähnlichkeit zu Jackson Pollock vor, aber beide wussten damals nichts voneinander. So schuf Thieler Werke, die nichts Figürliches abbilden, die eher durch ihre zufälligen und unvorhersagbaren Farb-Arrangements überraschen. Sie richten sich an die Gefühle und strahlen Energie und Dynamik aus.
Anfänglich schienen seine Gemälde unter der Herrschaft dunkler, bedrückter Farben zu stehen, meist auf schwarzen oder schwärzlichen Tönen aufbauend. Seit den 1960ern benutzt er mehr Blau und Rot, so dass seine Werke leuchtender werden, während sich sein Oeuvre entwickelt. Der Künstler nimmt auch Collage-Techniken auf, die den freien Farbfluss beeinflussen. Obwohl Thieler später neue Schattierungen wie Violett, Orange oder Grün benutzt, bleiben seine Werke wesentlich von den klassischen Tönen Blau, Rot, Weiß und schwarz bestimmt.
Ausstellungen
Museums- und Einzelausstellungen (Auswahl)
2018
Fred Thieler - Informelle Malerei, Kunstverein Villa Wessel, Iserlohn, Germany
2014
Fred Thieler. Malerei, Kunstsammlungen Chemnitz, Museum Gunzenhauser Chemnitz
2013
Fred Thieler – Malerei, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg
AUSDERZEIT, Kunst der 50er und 60er Jahre aus der Sammlung Ströher, Zusammenschau abstrakter und informeller Kunst der Nachkriegszeit mit Werken Fred Thieler, Bernard Schultze, Willi Baumeister, K.O. Götz u. a., Villa Schöningen Potsdam
2012
Zauberspiegel - Die Sammlung nach 1945, Kunsthalle Bremen
Der Blick. Das Wort. Die Geste., RLB Kunstbrücke, Innsbruck
2011
Private Passions - Kunsthalle blickt hinter die Kulissen privater Kunstsammlungen in Mannheim, Kunsthalle Mannheim
Phänomen INFORMEL Pioniere, Grenzgänger, Durchreisende, Museum für aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle Durbach
Schöne Aussichten - Wiedereröffnung der Neuen Galerie, Dauerausstellung, Museumslandschaft Hessen Kassel, Neue Galerie, Kassel
Fred Thieler – Arbeiten auf Leinwand und Papier 1952 – 1996, Kunsthalle Schweinfurt
Kunst in Berlin 1880-1980 - Neue Sammlungspräsentation, Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin
2010
25 Jahre! - Sammlung Henri Nannen und Überraschungs-Gäste, Kunsthalle in Emden, Stiftung Henri und Eske Nannen, Emden