Fred Thieler - Hommage zum 100. Geburtstag
Über die Ausstellung
Die Samuelis Baumgarte Galerie präsentiert vom 07. Mai bis 30. Juli 2016 anlässlich seines 100. Geburtstages eine Hommage zu Ehren des bedeutenden informellen Künstlers und ZEN 49-Mitgliedes Fred Thieler. In dieser Ausstellung werden wichtige Werke aller Schaffensperioden des 1916 in Königsberg geborenen und 1999 in Berlin verstorbenen Künstlers gezeigt. Es erscheint ein 120-seitiger Katalog mit einem Vorwort von Dr. Eva Müller-Remmert, MKM Duisburg.
Die Vernissage findet am Samstag, 07. Mai 2016 um 17 Uhr statt.
„Wozu Worte über Bilder? Schaut hin!“ – Diese Aufforderung Thielers macht deutlich, dass der Künstler seinen Werken keine Interpretationsanleitung beifügen will. Vielmehr lädt er den Betrachter ein, den Malvorgang nachzuempfinden und nachzuerleben. Denn die fertige Leinwand ist für Thieler nicht das konzipierte Ergebnis, sondern stellt die Dokumentation des Schaffensprozess an sich dar. Dabei sieht sich Thieler nicht in erster Linie als agierender, sondern als reagierender Part in der Entstehung eines neuen Bildes. Das Material und die Farbe geben den Weg vor, der zu dem endgültigen Ergebnis führt. Thieler selbst nimmt dabei die Vorgaben auf und gestaltet lediglich den Prozess in seinem Sinne. Besonders deutlich wird dies in den Ende der 1950er-Jahre entstandenen Spachtelbildern, wie z.B. „B.K.1/58“, 1958 (Siebdruckfarbe auf Holz, 50 x 65 cm). Durch die schnelle Trocknungszeit ist Thieler gezwungen, mit dem Spachtel die zähe Siebdruckfarbe in raschen, dynamischen Bewegungen zu konstruktiven Rhythmen zu verarbeiten. Es bleibt keine Zeit für Korrekturen oder Überlegungen. Intuitiv muss Thieler die Dynamik der Farbe aufnehmen und sie in seinem Sinn entwickeln.
Thieler beginnt danach zunehmend mit dem Materialeigenschaften der Farbe zu experimentieren. Er verändert Mischungsverhältnisse, um die Fließgeschwindigkeit der Farbe zu variieren. Seit Anfang der 1960er-Jahre arbeitet Thieler mit einer neuen Collage- und Decollage-Technik. Dabei werden Stoff- oder Papierfetzen auf die Leinwand appliziert und im weiteren Prozess wieder abgenommen bzw. an anderer Stelle angebracht. Durch die unterschiedlichen Absorptionseigenschaften wird der Farbfluss variiert und es entstehen bei der Ablösung zum Teil scharfe Farbkanten. In der Papierarbeit „Na/I/64 von 1964 (Mischtechnik auf Papier, Collage auf Holz, 100 x 75 cm) wird diese Vorgehensweise besonders schön dargestellt. Die unterschiedlichen Schichten des Werkes schaffen eine ganz eigene Haptik, die die verschiedenen Oberflächen und Farbstrukturen harmonisch miteinander in Beziehung setzt.
Um 1984 entstand die Arbeit „Ohne Titel“(Mischtechnik auf Leinwand, ca. 140 x 110 cm), die sich durch ihre eher zurückhaltende Farbgebung auszeichnet. Zart liegen die Farbflächen übereinander und schaffen so einen Eindruck von Fragilität, der durch die dunkler gehaltenen Parts nicht dominiert, sondern vielmehr noch verstärkt wird.
In den folgenden Jahren werden Thielers Arbeiten immer großflächiger. Der Malprozess wird entscheidend durch die Bewegungen des Künstlers gestaltet. Er umkreist die Leinwand, schüttet die Farbe und bewegt sie mit Hilfe eines Malstocks oder durch Kippen der Leinwand. Diese stark bewegungsorientierte Technik der Gestaltung ist dem ebenfalls großformatig angelegten Action Painting angelehnt. Dabei entstehen imposante Farbwolken, die den Betrachter in ihren Bann ziehen und den Malprozess dokumentieren. „Nachtflug II“, 1995 (Kunstharzdispersion auf Leinwand, 180 x 430 cm (3-teilig)) ist nicht nur durch seine Dimensionen ein exzeptionelles Beispiel für diese Schaffensperiode. Die Intensität der Farbexplosionen lassen den Betrachter den Entstehungsprozess förmlich nachempfinden.
Die Ausstellung ist geöffnet von Montag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr und am Samstag von 10:00 bis 14:00 Uhr.
Information
Vernissage: 7. Mai 2016 um 17.00 Uhr
Zum Künstler Fred Thieler
Presse
"Kunst-Stoff", Top Magazin, Sommer 2016
"Jahrhundertmaler", Weltkunst, 28.05.2016
"Wozu Worte? Schaut hin!", OWL am Mittwoch, 11.05.2016
"Explosion der Farben", Westfalen-Blatt, 07./08.05.2016
"Ein gewaltiger Farb-Kosmos", Neue Westfälische, 07./08.05.2016
"Schaut hin!", Westfalen-Blatt, 03.05.2016