• Hans-Jörg Mayer

    Nora Magdalena, 2015
    Eitempera, Tusche, Acryl auf Leinwand, 150 x 160 cm
  • Nora Magdalena, 2015
    Eitempera, Tusche, Acryl auf Leinwand, 150 x 160 cm
  • Pretty Things, 2006
    Öl auf Leinwand, 175 x 250 cm
  • Erschafferin der Welt, 2006
    Öl auf Leinwand, 195 x 250 cm

  • FREDDY, 2015
    Eitempera auf Leinwand, 140 x 130 cm.
  • Jiz & Stripes, 2016
    Eitempera auf Leinwand, 170 x 150 cm.
  • Ginger, 2016
    Acryl auf Leinwand, 170 x 150 cm.
  • In einem anderen Land, 2006 /2018
    Acryl auf Leinwand, 160 x 100 cm.

Biografie

Die Werke von Hans-Jörg Mayer (geboren 1955) sind kühle mit Texten durchzogene Konzeptbilder, leuchtendes Pop-Trash Phänomen oder spröde Anti-Malerei. Sie sind Mischformen, ständige Metamorphose. Bilder, die sich öffnen und total versperren. Harmlos, aufreibend, obszön.

Die Einordnung nach klassischen Malerei-Themen ist schwierig. Egal ob figürlich oder abstrakt, konzeptionell oder emotional – interessanter ist die Frage, wie es gemacht ist; das Malen als Prozess und was sich daraus für welche Erkenntnisse sich daraus ergeben. Hans-Jörg Mayer beschäftigt sich mit Verhaltensweisen und deren Struktur: was malt man und was malt man nicht, wie denkt man und wie nicht, wie bringt man Malerei auf den Punkt und geht das überhaupt? Wird man irgendwann gut oder wird man immer nur besser?

Bei seinen 2014 entstanden Tulpenbildern geht es um diese systemischen Fragen: wie fängt man an, wo hört man auf? Was bessert man wie aus? Wie geht man mit Zufälligkeiten und Pannen um? Mit der Wiederholung des immer gleichen Motivs der Tulpen lässt sich dieser Prozess nachvollziehen. Im Mittelpunkt steht dabei der Tätigkeitsrausch, bei dem man wie selbstverständlich arbeitet und die Bildproduktion einfach flutscht. Interessant ist der Moment, wo dieser Flow abbricht, der Kopf einsetzt und man anfängt, über das, was man malt nachzudenken. Ein schmaler Grat, der Mayer reizt. Diese Spannung zwischen Neugier und Kalkül auszubalancieren, prägt die Tulpenbilder. Doch es geht ihm nicht nur um eine systematische Reflexion über das Malen. In seinen Bildern steckt Zweifel – über ästhetischen Ausdruck und Produktion auch in anderen Situationen. Malen wird dann zu einem Vorgang, der sich eins zu eins auf andere Abläufe des Lebens übertragen lässt, diese in ihren Strukturen simuliert, in ihnen experimentiert – Malen als Flugsimulator.

Das Interesse für ein Motiv, dessen Wiederholung, Zerlegung und Ausreizung, ist typisch für Mayer und beschreibt seine Malerei besser als ein Stilbegriff. Die Begegnung mit Blumen kann dann schon mal zum Motor werden; genauso wie ein Song von Lady Gaga zu immer wiederkehrenden Porträtbildern des Popstars führt. Was als Input verfügbar ist, wird bei Mayer geschreddert und quergedacht.Mayer hat keinen konsequenten Stil, trotzdem gibt es eine Haltung zum Malen, die prägend ist für seine Simulationen. Direkte Darstellungen werden umgelenkt, zu einer Frage, Behauptung oder Pose. Bei Hans-Jörg Mayers Malerei sind Denken und Fühlen nicht entgegengesetzt. Was z.B. durch eine „naive“ oder „ironische“ Überlegung gebrochen wird, kann trotzdem aus einem unmittelbaren Gefühl kommen. So sind viele von Mayers Bildern sexy, verführerisch, voller Fetisch, roh und delikat.

In seinen Arbeiten posieren Frauenfiguren in unterschiedlichster Weise: breitschultrig, dominant, geil (Pretty Things, 2006), als geheimnisvolle Renaissanceschönheit mit stolzer Stirn und sinnlichen Mandellippen (Herbstzeitlos, 2005), als aufblaspuppenartiger Pornostar (Mein Land, 2012) oder als verletzliches Neonazi-Girl (Mein Herz brennt, 2012), eine Anspielung auf die Protagonistin „Marisa“ aus dem deutschen Spielfilm „Kriegerin“. Unterschiedlichste Persönlichkeiten, real oder fiktiv, finden Eingang in die Bilder von Hans-Jörg Mayer. Sei es Heath Ledger als Hospital Clown, Cartoonfiguren wie Fix & Foxy, oder durch Medien bekannte Bildmeme eines Rudi Völler oder Osama bin Laden Porträts. Sie alle schlagen eine Verbindung zu sozialen und politischen Fragen, zu zeitgeschichtlichen Denkkulturen, sind Abgleich, Reaktion und Simulation von verbreiteten Ausdrucksformen. Betrachtet man Mayers Malerei in dieser Folge, sieht man die Metamorphosen, das Hybridhafte seiner Bilder – cool, rätselhaft und ambivalent.

Text: Robert Grunenberg

Diese dynamische Lockerheit nimmt dem Motiv jede Düsterheit, Schwere und mögliche Tragik, enthebt es weit genug der Abbildlichkeit, um es als Kunstgebilde zu verstehen und zu erleben.

©Zitat, Jean Lemaire, 2018

Ausstellungen

Messen

Museumsausstellungen (Auswahl)

Hans-Jörg Mayer: Poetic Expansions, bis 22.10.2017, ZKM, Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe

Hans-Jörg Mayer: The smell of Ink, bis 02.07.2017, ZKM, Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe

Hans-Jörg Mayer. Jiz Lee & Me, bis 29.05.2016, Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren, Düren