Frank Stella
Ein "Universalkünstler" ist verstorben
wir nehmen schweren Herzens Abschied von einem der prägendsten Künstler des 20. Jahrhunderts: Frank Stella verstarb vor wenigen Tagen im Alter von 87 Jahren.
Stella suchte anfangs die Reduzierung auf ein Minimum. Er selbst erklärte sich so: „Alles, was ich aus meinen Bildern entnommen wissen will […], ist, dass man die ganze Idee ohne irgendwelche Verwirrung sehen kann.“ Im Gegensatz hierzu arbeiten seine Bilder mit dem All-over-Painting, ein Prinzip, das er in seinen frühen Black Paintings kontinuierlich wiederholte, bis die gemalten Linien an die Grenzen der Leinwand stoßen und letztlich ab den 1960ern sogar die Leinwand „verlassen“.
Nicht nur bei unserer letzten großen Einzelausstellung, sondern auch bis kurz vor seinem Tod hat unsere Galerie intensiv mit dem renommierten amerikanischen Maler und Skulpteur Frank Stella zusammengearbeitet. Stellas Werk prägte die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts und ist international in den bedeutendsten Museen, Sammlungen und im öffentlichen Raum präsent.
Frank Stella und Alexander Baumgarte in der neugestalteten Eingangshalle von Axel Springer, Hamburg
Biografie
Frank Stella wurde am 12. Mai 1936 in Malden, Massachusetts, geboren. Von 1950 bis 1954 studierte er an der Phillips Academy in Andover bei dem abstrakten Maler Patrick Morgan. Anschließend studierte Stella von 1954 bis 1958 Geschichte an der Princeton University, wo er auch die offene Malklasse von William C. Seitz besuchte. Ab 1958 hatte Frank Stella ein Atelier in New York, wo er seinen Lebensunterhalt als Maler verdiente.
Seine frühen Gemälde in New York orientierten sich am Abstrakten Expressionismus. Im Jahr 1958 sah Frank Stella eine Ausstellung mit den Gemälden „Flags“ und „Targets“ von Jasper Johns in der Galerie von Leo Castelli, die ihn beeindruckte. Einige Monate später wechselte Frank Stella von der gestischen Abstraktion zu einem reduzierten, konzeptuellen Malstil. Er schuf seine ersten „Black Paintings“, großformatige Leinwände, die mit einem symmetrischen Muster aus schwarzen Streifen bedeckt waren. Bald darauf begann Stella auch, die Form des Leinwandträgers an die innere Struktur seiner Gemälde anzupassen. Die Leinwand kann nun jede beliebige geometrische und später auch asymmetrische Form annehmen. Daraus entstanden 1960/61 die Serie der Aluminium- und Kupfergemälde und die „Shaped Canvases“, die den Gemälden von Frank Stella den Charakter von Objekten verleihen.
Ab 1971 arbeitete Frank Stella an der Serie „Polnische Dörfer“. Diese großformatigen Collagen aus Papier, Filz, Leinwand, Sperrholz, Resopal und Aluminium, deren Titel sich auf zerstörte polnische Synagogen beziehen, markieren den Übergang von der Malerei zum Relief. Ab Mitte der 1970er Jahre schuf er große, farbenfrohe Reliefs, meist aus Aluminium und Fiberglas, zusammengesetzt aus geometrischen Formen. Ab 1980 arbeitete Frank Stella auch an umfangreichen grafischen Zyklen, wie den „Circuits“, den „Shards“ oder der Serie „Cones and Pillars“, wobei letztere einer gleichnamigen Reliefserie entsprach. Ab Anfang der 1990er Jahre eroberte der Künstler auch den dreidimensionalen Raum mit beweglichen Skulpturen, Relieffriesen und Außenskulpturen.
Frank Stella gilt als einer der bedeutendsten amerikanischen Künstler der Nachkriegszeit und seine Werke werden in zahlreichen großen Ausstellungen gezeigt. Die erste Retrospektive fand 1970 im Museum of Modern Art in New York statt. Darüber hinaus erhielt er zahlreiche Ehrentitel und Auszeichnungen, darunter die Ehrenmitgliedschaft der Bezalel Academy in Jerusalem im Jahr 1981 und die Ehrendoktorwürde der Princeton University im Jahr 1984 sowie 1996 die Ehrendoktorwürde der Universität Jena. Frank Stella lebte und arbeitete zuletzt in New York. Er ist am 4. Mai 2024 verstorben.
Ausstellungen
Museums- und Einzelausstellungen (Auswahl)
2024
Frank Stella: Project Atrium, Museum of Contemporary Art Jacksonville (MOCA), United States
2022
Frank Stella: The Waves & Had Gadya, Baronian Knokke, Knokke, Belgium
Frank Stella, Museum Wiesbaden, Wiesbaden, Germany
2020
Frank Stella: What You See, Tampa Museum of Art Tampa, FL, United States
2019
Frank Stella: Selections from the Permanent Collection, Los Angeles County Museum of Art (LACMA), Los Angeles, CA, United State
2018
Frank Stella, NSU Art Museum Fort Lauderdale, Fort Lauderdale, USA
2017
Frank Stella. The Kenneth Tyler Collection, The National Gallery of Australia, Canberra (Aus)
2016
POP, MINIMAL AND FIGURATIVE ART: THE FISHER COLLECTION, San Francisco Museum of Modern Art (USA)
Frank Stella: A Retrospective, Modern Art Museum of Fort Worth (USA)
Frank Stella Prints: A Retrospective, Madison Museum of Contemporary Art, Madison (USA)
Phares, Centre Pompidou-Metz, Metz
2015
Frank Stella: A Retrospective, Whitney Museum of American Art, New York
Frank Stella, Malerei & Zeichnung, Museum für Gegenwartskunst - Emanuel Hoffmann Stiftung, Basel
2014
Love Story. Die Sammlung Anne und Wolfgang Titze, Winterpalais, Wien
2013
American Idols, Kunsthalle Weishaupt, Ulm
2012
Skulpturen und Reliefs aus der Sammlung, Kunsthalle Weishaupt, Ulm
2012
Frank Stella. Die Retrospektive, Werke 1958 - 2012, Kunstmuseum Wolfsburg
2011
Frank Stella, Altes Straßenbahndepot, Jena