Max Ernst
Biografie
Max Ernst, geboren 1891 in Brühl bei Köln, gehört zu den wichtigsten Mitgliedern sowohl der DADA-Bewegung als auch der des Surrealismus. Er studierte zunächst Philosophie, Kunstgeschichte, Literatur und Psychologie an der Universität Bonn (1909-1911), was bedeutet, dass sein Denken stark von den Geisteswissenschaften beeinflusst wurde. 1914-1918 diente er im Ersten Weltkrieg, hauptsächlich als Kartograph, was es ihm erlaubte, die Malerei, mit der er schon 1906 begonnen hatte, weiterzuführen.
Bald nach Kriegsende fertigte er seine ersten Collagen an und gründete, zusammen mit seinem Freund Johannes Theodor Baargeld, die Kölner Dada-Gruppe. 1925 entdeckte er die Frottage-Technik für sich. Seit 1934 machte er auch Skulpturen, zumeist von erdachten Wesen und seiner Lieblingsphantome. Die Nazis denunzierten seine Kunst in der Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1934. Er war mit seiner zweiten Frau Peggy Guggenheim von 1942 bis 1946 verheiratet, die ihm 1939 ermöglicht hatte, der Gestapo zu entkommen und 1941 in die USA zu gelangen. 1946 heiratete er Dorothea Tanning, hatte 1948 finanziellen Erfolg durch sein Buch „Beyond Painting“, wurde amerikanischer Staatsbürger, siedelte aber 1953 nach Südfrankreich um. 1976 starb er in Paris.
Max Ernsts frühe reife Werke waren abstrakt-expressionistische Bilder mit kubistischen Strategien und enthielten auch Figürliches, alles in lebhaften Farben. Danach trug er viel zur spontanen, sprunghaften, die Vernunft verhöhnenden und skandalösen Dada-Kunst bei. Er zog 1922 (illegal) nach Paris, wurde Surrealist. Werner Spies schrieb: „Ernst sezierte das Innere imaginierter Wesen, drang abenteuerlich unter die Haut, hin zu mysteriösen und generalisierten Teilen von Pflanzen und Tieren. Seine am höchsten verallgemeinerten biomorphen Wesen wurden in Szenerien arrangiert, die von vornehmen Salons zu exotischen Gärten reichen.“ (1) Seine Bildwelt war immer stark symbolisch aufgeladen, voller psychologischer Spannung in den Figuren und in der Situation.
Auch in Amerika wurde er einflussreich, wurde international berühmt und erhielt 1954 den Großen Preis für Malerei auf der Biennale in Venedig. Seine Bildprogramme änderten sich jedoch, von Endzeitvisionen hin zu helleren, klaren Visionen. Er schrieb in seinem Traktat „Jenseits der Malerei“ (Beyond Painting): „Ich habe mit eigenen Augen den Anschein der Dinge zurückweichen sehen, und ich habe eine ruhige und grimmige Freude darüber verspürt. Innerhalb meiner Aktivität (Passivität) habe ich zu der allgemeinen Umwälzung beigetragen, die sich heute in den Beziehungen der am sichersten erworbenen und eingefleischtesten ‚Realitäten’ vollzieht.“(2)
Es scheint offensichtlich, dass, betrachtet man Max Ernsts Laufbahn, die Problematiken der Modernen Meister auch für die zeitgenössische Kunst die entscheidenden sind. Innovation ist kein Maß mehr für den künstlerischen Erfolg. Was stattdessen zählt, ist ein persönliches Idiom oder eine bestimmte Art des Reagierens auf die herausfordernden Realitäten einer globalen Gesellschaft. Max Ernst hat dargelegt, was es heißt, in einer Welt beständiger Veränderung Künstler zu sein.(3)
(1) Übersetzt aus Werner Spies: Preface, in: William A. Camfield, Max Ernst. Dada and the Dawn of Surrealism, München 1993, S. 13
(2) Zitiert nach Patrick Waldberg, Der Surrealismus, Cologne 1965, p. 75
(3) Siehe Werner Spies und Sabine Rewald, Max Ernst. A Retrospective. New York, Metropolitan Museum of Art Publications, 2005, p. 102
Ausstellungen
Museums- und Einzelausstellungen (Auswahl)
2024
Max Ernst, Museum für Fotografie Berlin, Germany
2020
Max Ernst - Sammlung Würth, Schmuckmuseum Pforzheim, Pforzheim, Germany
2019
Max Ernst: Natural History, Museu Fundación Juan March, Palma de Mallorca, Spain
Max Ernst: The Paris Years, The State Hermitage Museum, St. Petersburg Russia
2018
Der Flaneur, Kunstmuseum Bonn
Robert Altman: Verleger und Mäzen, Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz (FL)
Max Ernst: The 100 year astronaut, Van Abbemuseum, Eindhoven (NL)
2017
Passion de l'art, Musée Granet, Aix-en-Provence (F)
Unter freiem Himmel, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
2016
(un)erwartet. Die Kunst des Zufalls, Kunstmuseum Stuttgart, Stuttgart
Sonja Sekula, Max Ernst, Jackson Pollock & Friends, Kunstmuseum Luzern (CH)
From Kandinsky to Pollock: The Art of the Guggenheim Collections, Palazzo Strozzi, Florenz (I)
Future Present: Emanuel Hoffmann-Stiftung - Zeigenössische Kunst von der Klassischen Moderne bis heute, Schaulager - Laurenz-Stiftung, Basel (CH)
2015
Ich bin eine Pflanze, Kunstmuseum Ravensburg, Ravensburg
Europa. Die Zukunft der Geschichte, Kunsthaus Zürich, Zürich (CH)
hackordnung #5 - Formfreiheit, Wilhelm-Hack-Museum, Luwigshafen am Rhein
Europe 1900-1975: Selections from the Museum\'s Collection, Museum of Fine Arts, Houston
2014
The Surrealism & Duchamp, Moderna Museet, Stockholm
Der Max ist da! Rendezvous des amis, Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen
Surréalisme & arts primitifs. Un air de famille, Fondation Pierre Arnaud Centre d\'Art, Lens/Montana
RuhrKunstSzene, Kunsthalle Recklinghausen
2014
Kunst und Alchemie - Das Geheimnis der Verwandlung, Museum Kunstpalast, Düsseldorf
Unter der Erde - Vom Kafka bis Kippenberger. Quadriennale Düsseldorf 2014, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K21 Ständehaus, Düsseldorf
Seine Augen trinken alles-Max Ernst und die Zeit um den ersten Weltkrieg, Max Ernst Museum, Brühl
Die Sammlung Gunter Sachs: Max Ernst, Jean Fautrier, Hans Hartung..., Kunsthalle Schweinfurt
Traum-Bilder: Ernst, Magritte, Dali, Picasso, Antes, Nay..., Pinakothek der Moderne, München
Joseph Cornell and Surrealism in New York: Dali, Duchamp, Ernst, Man Ray..., Musée des Beaux-Arts de Lyon
The Surrealism & Duchamp: Max Ernst, Meret Oppenheim, Francis Picabia..., Moderna Museet, Stockholm
2013
Max Ernst, Albertina, Wien
Entdeckungsfahrten zu Max Ernst. Die Sammlung Peter Schamoni, Max Ernst Museum Brühl
2012
Schwarze Romantik: Von Goya bis Max Ernst., Städel Museum, Frankfurt
Lorbeeren und Erdbeeren. Max Ernst - Das grafische Spätwerk 1949 - 1976, Sprengel Museum Hannover