Marguerite Hersberger
Marguerite Hersberger - Dem Raum Raum geben
Museum Haus Konstruktiv, Zürich
Kuratiert von Sabine Schaschl und Evelyne Bucher
Anlässlich des achtzigsten Geburtstags von Marguerite Hersberger widmet das Museum Haus Konstruktiv der Schweizer Künstlerin eine umfassende Einzelausstellung mit retrospektivem Charakter. Als eine der wichtigsten Vertreter:innen konstruktiv-konkreter Gegenwartskunst interessiert sich Hersberger seit Beginn ihres künstlerischen Schaffens gleichermassen für Licht und Farbe wie für geometrische Formgebung und Raum. Dass diese für ihr Œuvre so substanziellen Aspekte in einem steten Dialog stehen, wird anhand der exemplarischen Werkauswahl in der Ausstellung im Haus Konstruktiv deutlich.
Biografie
Marguerite Hersberger wurde 1943 in Basel geboren. Sie studierte von 1964 -1966 an der Kunstgewerbeschule Basel, lebte von 1967 bis 1970 in Paris und zog dann nach Zürich. Seit den 1970er Jahren gehört Marguerite Hersberger zur Gruppe der „Züricher Konkreten“.
Ihre Formensprache ist geometrisch, ihre Farben sind stark und lebendig. Hersbergers frühere Werke, die „boîtes magiques“, waren kleine Schachteln, die ein Prisma enthielten, das mit dem Licht interagierte. Dieses Spiel mit Farbe, Licht und Schatten markierte Untersuchungen zu Licht und Farbe, Stillstand und Bewegung. Später, in Zürich, schuf sie gläserne Kästen mit Nylonfäden („organisation spatiale“), die stilistisch an die Zeit der 1930er Jahre mit Naum Gabo anknüpften. Es gibt einen Bezug zur ständigen Dichotomie von offener und geschlossener Form. Die Kästen sind Räume aus Farbe und Licht, die ihrer Umgebung eine besondere Bedeutung verleihen. In anderen Arbeiten benutzt Marguerite Hersberger Acrylglas und Pigmente. Sie poliert, verkratzt und bemalt die Acrylglasschichten, wobei sie sich in der Form auf Kreis und Quadrat beschränkt. Die Kreise sind teils konzentrisch, teils demonstrativ gegeneinander verschoben, was eine tief wurzelnde bildliche Bewegung erzeugt.
In einigen Werken fallen Lichtquelle und Konstruktionselement zusammen, was sie mit Dan Flavin und Keith Sonnier verbindet. Im Gegensatz zu diesen beiden Künstlern erscheinen Marguerite Hersbergers Schöpfungen jedoch sehr selbstbezogen. Die Künstlerin veranschaulicht in ihrem jüngsten Werken konzipierte Farblichträume im Reduktionsprozess von Form, Farbe und Licht. Ihre bekannten von geometrischen Formen als reinster Form bestimmten Farbschichtungen zeigen die ästhetische Kraft der Vereinfachung im Raum. In Hersbergers Wallpaintings, Leuchtkörpern, 3D Objekten und Fotografien verschmelzen sie alle zu Formen fast magisch anmutender Weise. Sie stehen nur noch für sich transparent als Faszinosum eines spezifischen Farbdialoges. Hersberger erforscht so die Vielfalt der formalen und farblichen Kombinatorik in einer sehr subjektiv ausgeprägten, lyrischen Artikulationsweise. Ihr Ziel ist es, durch die Abstraktion des Lichts eine Harmonievorstellung zu erzeugen, indem es ihr gelingt, mit Farbkontrasten niemals auf zarte Nuancierungen zu verzichten und trotz der Beschränkung auf wenige geometrische Grundformen eine kompositorische Variabilität zu schaffen, die exemplarisch die Universalität einer vergeistigten Formensprache offenbart.
Ausstellungen
Museums- und Einzelausstellungen (Auswahl)
2023
Marguerite Hersberger - Dem Raum Raum geben, Museum Haus Konstruktiv, Zürich
2018
10 Jahre Kunst (Zeug)haus, Kunst-(Zeug)haus, Rapperswil, St. Gallen
2016
Um die Ecke denken – Die Sammlung Haus Konstruktiv von 1986-2016, Haus Konstruktiv, Zürich
2014
Transparenz und Spiegelung, Rehmann Museum, Laufenburg
achse: nizza/ zürich/ karlsruhe, Schauraum multipleart, Zürich
Quadratisch. Praktisch. Kunst. Die Sammlung Marli Hoppe-Ritter zu Gast in Schwäbisch-Gmünd
2011
Museum im Prediger, Schwäbisch-Gmünd
2010
Ganz Konkret - 100 Jahre Entwicklung, Folge 2, haus konstruktiv, Zürich
Hommage an das Quadrat, Werke aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter 1915 - 2009, Museum Ritter, Waldenbuch