STOPOVER 11. Juni 2007 - 29. September 2007









Über die Ausstellung

Die Samuelis Baumgarte Galerie in Bielefeld präsentiert vom 11. Juni bis zum 23. September 2007 die Ausstellung „Stopover – Internationale Positionen zeitgenössischer Skulptur“. Mit über 30 Skulpturen etablierter und junger Künstler setzt die internationale Galerie wieder einmal einen besonderen Akzent und bietet die perfekte künstlerische Zwischenlandung auf dem Weg zu den wichtigen Events für Gegenwartskunst im Jahr 2007, der documenta12 in Kassel und dem Skulpturenprojekt in Münster. 

Vermag sich Skulptur gegen das Übergewicht an medialer Kunst durchzusetzen? Dies ist eine der Fragen, auf die die Ausstellung versucht Antwort zu geben: Skulptur vermittelt zwischen Raum und Mensch. Sie berührt den Betrachter auf einer anderen sinnlichen Wahrnehmungsebene als mediale Kunst. Skulptur ermöglicht uns neue Einblicke und eigenständige Sichtweisen, manchmal durch Provokation, immer jedoch entlockt sie dem Betrachter eine Reaktion – positiv oder negativ. Das eigene Erschließen von Bedeutungen ist demnach auch der deutlichste Unterschied zwischen Skulptur und medialer Kunst, die uns in Momenten präsentiert wird und die wir so schnell nicht reflektieren können und müssen. Skulpturen hingegen implizieren eine haptische Wahrnehmung und lassen uns die Möglichkeit des konzentrierten Verweilens in einer schnelllebigen Welt.
Die Samuelis Baumgarte Galerie zeigt in der von Alexander Baumgarte konzipierten Skulpturenschau ca. 30 sowohl etablierte als auch viele junge experimentelle Positionen, die unter Verwendung der unterschiedlichsten Materialien und jeder bildnerischen Möglichkeit ihre Ausdruckskraft entfalten. Ob figurative oder abstrakte Darstellungsweise, von raumgreifender Präsenz über filigrane Exponate oder verspielten Objekten, die Ausstellung vermag die gesamte Bandbreite skulpturaler Vielfalt zu repräsentieren.

Eine der bedeutendsten Arbeiten ist die Glasfiberskulptur „Undle“ des Amerikaners Tony Oursler. Diese Skulptur steht zwischen der figürlichen und der abstrakten Darstellung. Auf die eiförmige Basisskulptur werden durch Projektion farbige Gesichter geworfen. Die Gesichter werden verzerrt und fratzenhaft wiedergegeben. Der Betrachter fühlt sich zunächst durch diese Gesichter beobachtet, merkt jedoch bei näherer Betrachtung, dass diese in die Ferne blicken. Eine weitere Arbeit, die zwischen figürlicher Skulptur und Installation angesiedelt ist, trägt den Titel „Schattenmann“ und wurde vom Holländer Maurice van Tellingen geschaffen. Der Schattenmann bewegt sich in einem kargen weißgestrichenen Raum auf eine Tür zu. Für den Betrachter vermittelt die Skulptur zunächst ein ungutes Gefühl und er assoziiert damit die Gefahr eines Überfalls. Eine der monumentalsten Skulpturen stellt eine 2, 65 m hohe Darstellung einer Frau mit dem Titel „Il y a des jambes qui en disent long“ dar. Bekleidet mit Ledermini und Bustier ruft die femme fatale ein unheimliches Gefühl hervor. Einerseits fasziniert den Betrachter die Schönheit der unendlich langen Beine, andererseits nimmt er sich als klein und hilflos wahr. Es handelt sich bei dieser Arbeit um ein Werk des chinesischen Künstlers Wang Du, dessen Skulptur bewusst die Widersprüchlichkeit der Schönheit und ihre Wirkung thematisiert. Ganz anders die Keramikskulpturen des Finnen Tommi Tojia, die sich mit den Sorgen und Probleme des Menschen beschäftigen. Das Werk „Small Cloud“ zeigt eine kleine Figur mit traurigem Gesichtsausdruck über deren Kopf eine große graue Wolke schwebt, die die Figur scheinbar erdrückt. Die Darstellung will verdeutlichen, dass Sorgen und Nöte wie eine dicke Wolke über dem Kopf stehen und uns immer und zur allzeit gegenwärtigen Belastung werden können. Weitere Arbeiten in der Ausstellung beschäftigen sich mit dem Schutz des Inneren. So werden die Arbeiten von Thomas Lange von einem Gerüst umschlossen, das an die Fachwerkkonstruktion erinnert. Dieses Gerüst dient der Formgebung und dem Schutz des Skulptureninneren. Es gewährleistet, ähnlich wie die menschlichen Knochen des Skeletts, Stabilität.

Das Innere der Skulpturen besteht aus Gummi und Schaumgummi. Dieses Material ist weich, aber durch eine hautartige Oberfläche dennoch stabil. Durch die einzelnen Kammern des Schaumgummis, die an Kissen erinnern, entsteht der Eindruck eines bequemen, weichen und gut gepolsterten Inneren, das keine Einflüsse von außen zu lässt. Das Innenleben der Skulpturen ist ähnlich dem Inneren eines Kokons geschützt und lässt die Assoziation mit einem wärmenden Nest zu. Als äußerst vertraut und anheimelnd sind für den Betrachter die Blumenskulpturen von Thomas Stimm wie „Löwenzahn“ oder „Blume“ anzusehen. Allerdings assoziiert er diese Pflanzen nicht im natürlichen kleinen Maßstab und im Kontext einer Wiese. Die natürliche Dimensionalität durchbricht Thomas Stimm in dem sein Löwenzahn ca. 1, 80 m misst, sich damit aus dem natürlichen Umfeld löst und durch monumentale Größe beeindruckt. Zunächst aus Keramik gefertigt, sind die neueren Arbeiten in Aluminium gegossen und lackiert. Aus den kleinen zerbrechlichen Blumen schafft Stimm große widerstandsfähige und robuste Pflanzen, die dem Betrachter die Schönheit der Flora in aller Deutlichkeit und in der Tradition der Pop Art vor Augen führen. Auf ironische Art und Weise kommentieren die Häkelobjekte von Patricia Waller unser Leben. Die Arbeit „Mouse and Cheese“ stellt den Kampf ums Überleben dar. Ein Stück Hartkäse, das normalerweise in der Nahrungskette von der Maus gefressen wird, erhebt die Künstlerin zum Subjekt, das der Maus trotzend gegenübertritt. Patricia Waller verdeutlicht anhand dieser Arbeit wie die Nahrungsbeschaffung zum Bestand des Lebens und damit des Überlebens wird.

Information

Die Vernissage findet am 11. Juni 2007 statt.

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