Travel Notices | Main Hall 1
Über die Ausstellung
Die Samuelis Baumgarte Galerie präsentiert den international renommierten Fotografie- und Collage-Künstler Germán Gómez in einer Einzelausstellung. Der spanische Künstler, den wir bereits im Jahr 2013 mit einer große Werkschau bei uns in der Galerie mit sehr positiven Kritiken ausstellten, kehrt im Herbst 2019 nach einem schweren Unfall und der Neufindung seiner künstlerischen Schaffenskraft endlich wieder zurück nach Bielefeld.
Germán Gómez wurde 1972 in Gijón, Spanien, geborenen und perfektionierte seinen unverwechselbaren Stil der Fotocollage nach seinem Studium an der Madrider Complutense Universität. Gómez, der mit zahlreichen internationalen Kunstpreisen ausgezeichnet wurde, entwickelte eine virtuose Bearbeitung seiner Fotografien, die jede seiner Collagen zu einem Unikat werden lässt.
Die Vernissage der Ausstellung „Travel Notices“ findet am Samstag, 21. September 2019 um 17 Uhr statt. Der Künstler wird aus Madrid anreisen. Zusätzlich erscheint ein Farbkatalog zur Ausstellung.
Germán Gómez‘ künstlerische Technik findet Anschluss an die von der deutschen Künstlerin Annegret Soltau gegründete Tradition der „Vernähten Fotografien“, die diese seit 1975 in verschiedenen Varianten anfertigt und deren Intensität und Charakteristik sogar Andy Warhol beeindruckte. Warhol stellte schließlich seine eigene Variante derart bearbeiteter Fotografien in den 80er Jahren vor. Gómez überführt diese tradierte kompositorische Technik des Zerschneidens sowie wieder Zusammennähens und Vernietens in eine für ihn einzigartige Ästhetik, mit einer unmittelbaren Nähe zu Menschen und urbanen Szenerien.
Die Kunstgeschichte kennt eine Vielzahl an bildhaften Annährungsformen an die Stadt, als Ort und Nicht-Ort, als Lebensraum oder auch als Architektur ohne jegliches menschliches Leben. Mit seinem Projekt Deconstruyendo Ciudades, das im Jahr 2015 begonnen hat, erschafft Germán Gómez seine ganz eigene Vision eines architektonischen Journals. Jede dieser oftmals großformatigen Arbeiten, wie beispielsweise Madrid 4, 2018, C-Print auf Papier, Polyethylen, Japanpapier und Lack, 193 x 100 cm, wird durch Gómez‘ Intervention zu einem Spiegel unserer facettenreichen Wahrnehmung der Großstadt. Der Künstler zeigt uns, dass es für uns nicht möglich ist ein umfängliches Bild zu erfassen, sondern dass wir es uns wie bei einem Puzzle aus kleinen ambivalenten Teilen selbst zusammensetzen müssen.
Die Fotografie, als die Bewahrerin von Augenblicken, wird in den präsentierten Arbeiten von Gómez somit auch zu einer markanten Visualisierung der Facetten des kulturellen Gedächtnisses verwendet. Das einzelne und das gemeinsame Erinnerungsvermögen bestehen dabei aus einer Vielzahl an Begebenheiten und Eindrücken. In Analogie erschafft das Collagieren und „Vernäht-Sein“ dieser Impressionen in unserem Leben erst ein stimmiges Gesamtbild, wie bei Singapur 1, 2015, C-Print auf Papier, Polyethylen, Japanpapier, Lack und Stifte, 60 x 150 cm, das die Erinnerung von Millionen Menschen des Inselstaates symbolisiert. Gómez‘ Werke sind daher immer vielschichtige Spiegel von urbanen Räumen und Architekturen, aber auch von ihren Bewohnern.
Diesen Blick auf den Menschen verarbeitet Gómez auch in seiner viel diskutierten Retrato-Serie. Sie bringt uns eindrücklich nahe, dass Menschen durch ihre willentlich und unwillentlich aufgesetzten Masken ebenso vielschichtig sind wie unser wahr-genommenes Bild von ihnen. Dies wird besonders bei JH29, 2017, C-Print auf Papier, Polyethylen, Japanpapier, Polyvenylacetat, Grafit, Garn und Lack, 100 x 193 cm durch das Aufbrechen der glatten Fassade der Fotografie deutlich. Der Einblick in das Schlafzimmer des Künstlers und somit in die Privatsphäre, wird zu einer Dekonstruktion des voyeuristischen Blicks der Kamera selbst und final zu einer Metapher für Gómez‘ Fotocollagen: Durch die Inszenierung der fragmentierten und montierten Fotografien versteht es Germán Gómez die Technik der dekonstruktiven Fotografie und die Wahrnehmung unserer Lebensumwelt in ästhetisch höchst komplexer Form zusammenzubringen.
Vom 21. September bis zum 02. November 2019 ist die Ausstellung „Travel Notices“ in der Samuelis Baumgarte Galerie zu sehen. Der begleitende Katalog zur Ausstellung ist online und als Druckversion erhältlich.
Die Ausstellung ist geöffnet
Montag – Freitag von 10:00 – 18:00 Uhr und Samstag von 10:00 – 14:00 Uhr
Information
Vernissage: Samstag, 21. September 2019, 17:00 Uhr
Presse
Die Foto-Wirklichkeit als Welt-Collage, NW 21./22.09.2019
Zwei Sichtweisen architektonischer Landschaften, WB 21./22.09.2019