Art to know — Ratgeber

Installation

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Die Installation ist in der bildenden Kunst ein meist raumgreifendes, ortsgebundenes und oft auch orts- oder situationsbezogenes dreidimensionales Kunstwerk. Der im Hinblick auf die Kunst seit Ende der 1970er Jahre gebräuchliche Begriff wird inzwischen auch für frühere raumexpandierende Inszenierungen angewendet. Ein Ausgangspunkt dieser künstlerischen Darstellungsform ist – ähnlich wie beim Environment der 1950er und 1960er Jahre – ein spiritueller oder konzeptueller Ansatz. Im Gegensatz zum Environment, dessen Ansatzpunkt oft die Auseinandersetzung mit der Alltags- und Warenwelt bildete, zielt die Installation aber in der Regel nicht auf eine narrative räumliche Inszenierung, wie sie z.B. bei den Arbeiten von Edward Kienholz zu finden ist.  Verwandt mit der Intervention und der Land Art ist die Installation überwiegend eine dreidimensionale, raumbezogene Kunstform im Innen- und Außenraum und ermöglicht die Verwendung jeglichen Materials, wie auch von Zeit, Licht, Klang und Bewegung im Raum – siehe Lichtkunst, Klangkunst, Medienkunst und Kinetik. Installationen werden regelmäßig auf den großen Gruppenausstellungen wie der Biennale von Venedig und der documenta in Kassel gezeigt.

Die Kunstgeschichte betrachtet heute als erste Installationen im vorgenannten Sinn Raumgestaltungen und -konzepte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie beispielsweise die Inszenierung von Piet Mondrians inzwischen abgerissenem Atelier (1921–1936, Paris, Montparnasse, rue du Départ), von El Lissitzkys Prounen-Raum (1923) oder seinem Kabinett der Abstrakten (1928), des Weiteren auch den speziell für Claude Monets grossformatige Seerosengemälde konzipierten runden Raum im Musée de l’Orangerie (1927, Paris). Direktere Vorgänger heutiger Installationen sind Kurt Schwitters während des Zweiten Weltkrieges zerstörter Merzbau (1923–1936/37, Hannover) und Oskar Schlemmers nicht verwirklichtes Lackkabinett (1940). Die Galerie Parnass zeigte im Jahr 1963 erstmals die Installation Zyklus Das schwarze Zimmer von Wolf Vostell aus dem Jahr 1958.

Rauminstallationen

In einer Rauminstallation wird der Raum zum vollständigen Bestandteil der Kunst, das eine ist vom anderen nicht zu trennen, es ist eine Einheit, die ganzheitlich vom Künstler gestaltet und solcherart vom Betrachter erlebt werden soll. Sie stellt eine Erweiterung der Bildhauerei dar. Große Rauminstallationen prägen die Kunst der Gegenwart. Die von Joseph Beuys eingerichteten Räume wie „Palazzo Regale“ oder „Zeige mir Deine Wunde“ sorgten seinerzeit für handfeste Skandale. Louise Bourgeois hat Räume installiert, die mit ihren Möbeln, Puppen, Stoffen und Objekten wie böse Träume erschrecken. Jason Rhoades besetzt ebenso ganze Räume mit seinen Total-Installationen wie der Schweizer Thomas Hirschhorn, der zuletzt in der Kunsthalle Bremen eine ganze Galerie als Kunstruine gestaltete. Minimal-Art-Klassiker Dan Flavin, der Lichtkunstwerke aus Leuchtstoffröhren komponiert hat, benutzte den Begriff „Installation“ als erster Künstler 1967 und brachte damit eine ganze Strömung der Gegenwartskunst auf den Begriff. Gregor Schneiders Totes Haus u r 1985-Gegenwart zählt zu der bedeutendsten existierenden Rauminstallation der Gegenwart.

In der zeitgenössischen Rauminstallation leben die Grundideen der Minimal Art, die Verschmelzung von Kunst und Alltag, Manipulation des Betrachters und Reduktion der Formen, neu interpretiert und in andere Zusammenhänge gesetzt, weiter.

Wegbereiter der Installationskunst

Zur Entstehung dieser mittlerweile eigenständigen Kunstform haben, neben Marcel Duchamp und den Dadaisten und Surrealisten, in den 1960er-Jahren die Ansätze zweier amerikanischer Künstler entscheidend beigetragen: Donald Judd, der die Eigenständigkeit des Kunstwerks in Frage stellte und Robert Morris’ theatralischer Zugang zur Kunst. Beide sind wichtige Vertreter der Minimal Art.

Donald Judd (1928–1994) begann als Maler, wollte aber nicht, dass seine Bilder an der Wand hängen, er experimentierte mit freistehenden Objekten, doch ihn beschäftigte nicht – wie bisher üblich – allein deren äußere Form. Er suchte nach etwas, das weder Malerei noch Skulptur war, sondern beides vereint. Mit den „Spezifischen Objekten“ gelang ihm durch Einschnitte und Streifen, Raum in das Bild zu bringen, durch Multiplikation kam die dritte Dimension ins Spiel. Judd schuf Floor-Boxes, die ohne Podest in den Raum gestellt und direkt auf ihre Umgebung Bezug nahmen. Immer mehr übernahm der Künstler nun selbst die Gestaltung der Räume.

Auch Robert Morris (1931–2018) suchte nach grundlegenden Ausdrucksformen, die ein Verhältnis zu ihrer Umgebung eingehen und die Wahrnehmung sensibilisieren sollten. Er wollte Kunstwerke, die die Bewegung des Betrachters im Raum und die räumliche Wirkung von Objekten kombiniert.

Ebenso wichtig für die Entwicklung der Rauminstallation waren Performances, die die Rolle des Betrachters in der Kunst veränderten, sowie eine neue Sichtweise des Raumes als gesellschaftspolitischer Gestaltungsraum, der nicht von den Menschen getrennt werden kann.