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Surrealismus

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Surrealismus bezeichnet eine geistige Bewegung, die sich seit den 1920er Jahren als Lebenshaltung und Lebenskunst gegen traditionelle Normen äußert und in Paris entstand. Sie findet bis in die Gegenwart sowohl philosophisch als auch in den Medien, Literatur, Kunst und Film ihren Ausdruck. Im Unterschied zum satirischen Ansatz des Dada werden gegen die herrschenden Auffassungen vor allem psychoanalytisch begründete Theorien verarbeitet. Traumhaftes, Unbewusstes, Absurdes und Phantastisches sind daher Merkmale der literarischen, bildnerischen und filmischen Ausdrucksmittel. Auf diese Weise sollen neue Erfahrungen gemacht und neue Erkenntnisse gewonnen werden. Der Surrealismus war eine weltweite Strömung, surrealistische Künstlergruppen bildeten sich in vielen Ländern Europas. Nach dem Zweiten Weltkrieg machten Maler wie Dalí und Max Ernst den Surrealismus auch in Amerika bekannt

In der surrealistischen Malerei unterscheidet man zwei Stilrichtungen: Maler wie Salvador Dalí oder René Magritte stellten nicht zusammengehörende Dinge und Formen in einer naturalistischen Umgebung dar. Andere wie Joan Miró malten völlig abstrakt. .Max Ernst hat die Struktur des surrealistischen Bildes folgend definiert: „Collage-Technik ist die systematische Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Zusammentreffens von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dazu ungeeigneten Ebene – und der Funke Poesie, welcher bei der Annäherung dieser Realitäten überspringt.“

Begründet wurde der Surrealismus in Frankreich von einer Künstlergruppe, zu der neben französischen Schriftstellern wie André Breton, Paul Eluard und Louis Aragon auch der deutsche Maler Max Ernst gehörte. Breton veröffentlichte 1924 das Manifest des Surrealismus, in dem er die neue Bewegung in der Kunst vorstellte. Eine erste Ausstellung surrealistischer Kunst fand 1925 in Paris statt. Zu den Künstlern, die dort vertreten waren, gehörten auch Pablo Picasso, Paul Klee und Man Ray, der als Fotograf berühmt wurde.

Ich glaube an die künftige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität. Nach ihrer Eroberung strebe ich, sicher, sie nicht zu erreichen, zu unbekümmert jedoch um meinen Tod, um nicht zumindest die Freuden eines solchen Besitzes abzuwägen.

André Breton: "Erstes Manifest des Surrealismus", 1924

Surrealismus bis heute

Obwohl die Bezeichnung „Surrealismus“ historisch die Künstlergruppe um Breton meint, gibt es auch in der Nachfolge viele andere Gruppen und Einzelpersonen, die den Namen aufgenommen haben. Bereits 1947 gründete Christian Dotremont die kurzlebige Revolutionary Surrealist Group; 1948 schloss er sich mit Asger Jorn, Karel Appel und mehreren anderen Künstlern zu der Gruppe COBRA zusammen. Parallel zu COBRA entwickelte sich in Frankreich um Isidore Isou der vom Surrealismus beeinflusste Lettrismus. Mitglieder dieser verschiedenen Gruppierungen schlossen sich schließlich in den 1950er Jahren zu der Situationistischen Internationalen zusammen, die ein komplexes Verhältnis zum Surrealismus aufrechterhielt. Einige Situationisten wie Asger Jorn, Charles Radcliffe und Raoul Vaneigem waren offen erkennbar vom Surrealismus beeinflusst und reflektierten diesen, während andere wie Guy Debord sich davon distanzierten. Während surrealistische Techniken noch ein Bestandteil des Konzeptes waren, war der politische Anspruch im Situationismus oftmals vorrangig.

Ähnlich politisch motiviert war die 1966 gegründete Chicago Surrealist Group. Auch in Europa entstanden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Künstlergruppierungen, wie die polnische Orange Alternative, die surrealistische Konzepte in politischen Aktionen umsetzten.

Aktuell beziehen sich zahlreiche Gruppen wie das International Massurrealism Movement, das OFFAL Project in New York oder die Surrealist London Action Group explizit auf surrealistische Ideen. Auch in der Malerei werden surrealistische Motive und Techniken weiterhin aufgegriffen, wie beispielsweise durch Wolfgang Lettl und Frank Kortan.