Marie-Jo Lafontaine
Biografie
Geboren 1950 in Antwerpen, ist Marie-Jo Lafontaine zu einer der angesehensten Gegenwartskünstlerinnen geworden. Sie studierte von 1975 bis 1979 an der Ecole Nationale Supérieure d’Architecture et des Arts Visuels, “La Chambre” in Brüssel, verbrachte 1985 am MIT in Boston. 1987 nahm sie an der “documenta” teil, wo ihre Video-Skulptur “Les larmes d’acier” (Die Tränen aus Stahl) ihr zum internationalen Durchbruch verhalf. 1996 begann sie die Zusammenarbeit mit Todor Todoroff in interaktiven Audio-Installationen. 1998 wurde sie Flandrische Kulturbotschafterin (Ambassadeur culturel de la Flandre), 2006 gewann sie das Arena-Projekt „I love the world“ (Ich liebe die Welt) bei der Eröffnung der Fußballweltmeisterschaft in Frankfurt am Main.
In ihren fotografischen Arbeiten – typischerweise ein Bild mit einem breiten monochromen Streifen am Fuß, der als Visualisierung mentaler Projektion dient – und in ihren Videos gibt Marie-Jo Lafontaine Kommentare ab zu zeitgenössischen Problemen, aber nicht in der Art und Weise eines Nachrichtensprechers. Ihre Art zu formulieren ist die einer ästhetischen und künstlerischen Position, die von der Überzeugung ausgeht, dass Liebe und Tod, Illusion und Wirklichkeit sowie auch Verstand und Leidenschaft sich widersprechende Konzepte darstellen, die dennoch untrennbar miteinander verbunden sind. Inspiriert von Nietzsche und Rilke, betont sie auch das Erhabene in ihren kraftvollen, herausfordernden Bildern.(1)
Das führt sie zu ihrer Suche nach der Wahrheit hinter aller Täuschung, sei es im Leben, sei es in den Medien. Und bei ihr geht es auch immer um die Erforschung der Verbindungen und Beziehungen zwischen Mensch, Natur und Technologie, dem Charakter unserer Daseinsbedingungen, und unserer Möglichkeiten des Erfolges und des Scheiterns.
Ihre Videos oder besser: Video-Skulpturen und Installationen bieten dem Betrachter keine Duplizierung der Wirklichkeit, es sind vielmehr Bühnenstücke mit der Möglichkeit Einsichten zu gewinnen und Kunst und Leben zu verstehen. Dazu hat sie gesagt: „Wenn das Unterschwellige sichtbar wird, ist das ein glücklicher Zufall! Das ist wichtig, weil es wie nicht gesagt ist. Denn das im Unterschwelligen Verborgene ist der Aufscheinende Teil des Anderen, dessen man sich nicht bemächtigen darf.“ (2)
(1) Siehe Christiane Dressler: Bedingungslose Strenge und Schönheit. Die belgische Künstlerin Marie Jo Lafontaine ist eine der bedeutendsten Medienkünstlerinnen unserer Zeit, in: Die Welt, 11.07.2009
(2) Siehe Gerhard Charles Rump, "Fotografie ist intimer als Kino". Marie Jo Lafontaine über Erinnerungen, Wiederholungen und die Kraft der Schönheit, in: Die Welt, 01.08.2009
Ausstellungen
Museums- und Einzelausstellungen (Auswahl)
2024
SUMMER BAR + CINEMA, TICK TACK, Antwerpen, Belgien
WARP Coup de Ville 2024, Artists & Athlets: The Hill They Climb, Sint-Niklaas, Belgien
2023
Wolken, Museum Sinclair-Haus
2020
Mit allen Wassern gewaschen...Museumslandschaft Hessen, Kassel
Irish Museum of Modern Art, From the Edge to the Centre
2019
Nude-Female Bodies by Female Artist, Postdam-Villa Schoeningen
Troubled Waters, Bruxelles BOZAR
2016
Künstlerräume, Weserburg - Museum für Moderne Kunst, Bremen
2015
Macht und Gewalt - Ohnmacht und Widerstand - Fotografie aus der DZ BANK Kunstsammlung, Neuer Kunstverein Aschaffenburg e.V., Aschaffenburg
2014
Marie-Jo Lafontaine: Victoria/Liquid Crystals, Lempertz Brüssel
2013
Das schwache Geschlecht – Neue Mannsbilder in der Kunst, Kunstmuseum Bern
Blütenzauber, Museum Bad Arolsen, Schloss Bad Arolsen
2012
Changing Perspectives-15 years of ECB´s art collection, ECB, Frankfurt
Asche und Gold. Eine Weltreise, MARTa Herford
2011
Enfant en Danger - Enfant Dangereux, Gevaarlijk jong, Museum Dr. Guislain, Gent, Belgien
Selected Works, Huize Minne - Sint Martens Latem, Belgien