Biografie

Das Werk des russisch-französischen Malers Marc Chagall wird durch Elemente der russischen Volkskunst, der jüdischen Mystik und Legendenbildung beeinflusst. Immer wieder werden auch Traumbilder in Szene gesetzt und durch meist einfache Formen entfaltet sich dem Betrachter eine ausdrucksvolle Komposition mit leuchtend-intensiven Farben. Bildkompositionen und Linienführung gestalten sich ausdrucksstark und zeigen Tiere, Engel, Repräsentationsfiguren der jüdischen Religion, aber auch surreale Elemente wie fliegende Menschen und Motive der farbintensiven-wilden Zirkuswelt. Hierfür nutzt der Künstler Grund- und Komplementärfarben, die gänzlich unbearbeitet auf die Leinwand aufgetragen werden, dadurch variiert die Sättigung der Farben im Gesamtwerk stark. Diese Technik des Auftragens von Farben und die Variation der Wirkungsästhetik der Bilder repräsentiert die farbliche Lebendigkeit der Natur. Das Gemälde „Die Braut“ vereint diese Elemente in leuchtend-intensiven Farben. Im Vordergrund des Bildes befindet sich eine junge Frau im roten Hochzeitskleid mit einem langen weißen Schleier. Tiere spielen auf Instrumenten eine Melodie und ihr Ehemann schwebt, sie liebevoll umfassend, im Hintergrund des Bildes. Das Œuvre lässt sich nur schwer einem bestimmten Stil zuordnen, oftmals wird er als Vorreiter des Surrealismus angesehen. Herausragend lässt sich überdies eine Synthese von Fauvismus, Kubismus mit einer eigenen Stilinterpretation und den volksymythologischen Elementen in seinem Werk nennen. Er gilt als einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts und beeinflusst mit seiner schöpferischen Kraft und der Fähigkeit, Mythen künstlerisch zu erzählen, noch heute die Kunstwelt.

Marc Chagall wird am 6. Juli 1887 unter dem Namen Moische Chazklelewitsch Schagalow im jüdischen Ghetto in Peskowatik bei Witebsk geboren. Aufgewachsen im Kreise einer Arbeiterfamilie, sucht Chagall seit frühester Jugend nach dem Sinn seines Lebens und sehnt sich nach einer sinnstiftenden Aufgabe, die er schließlich in der Kunst findet. Kindheit und Jugend sind geprägt durch die Armut und Entbehrungen der einfachen Verhältnisse, in denen die Familie aufwächst. Nach dem Abschluss der Schule 1906 besucht Chagall die Malklasse des Genre- und Portraitmalers Jehuda Pen, von wo aus er im Winter des Jahres nach Sankt Petersburg übersiedelt und in der Schule der Kaiserlichen Gesellschaft zur Förderung der Künste aufgenommen wird. 1910 trifft der Künstler die Entscheidung, seine Karriere in Paris fortzusetzen und bezieht ein kleines Atelier in der Impasse du Maine, von wo aus er 1912 ins Künstlerhaus La Ruche weiterzieht, wo er unter anderem mit Robert Delauney zusammenarbeitet. Sein berühmtes Gemälde „Ich und das Dorf“ entsteht 1911 und stellt eine virtuose Synthese der beiden Welten dar, zu denen Chagall sich zugehörig fühlt: Paris und Witebsk. Das Bild ist stilistisch an die Künstler der Avantgarde angelehnt, ist modern, fast surrealistisch, thematisch bleibt es eng an seiner Heimat und lässt folkloristische Elemente erkennen. Die Stimmung des Bildes vermittelt Freiheit, aber auch die Unruhe des Künstlers, bestimmt durch Unmengen neuer Eindrücke der Millionenstadt. Seit 1912 stellt Chagall, der von seinen Künstlerkollegen „Le poète“, der Dichter, genannt wird, im Salon des Indépendants aus. Von nun an gerät die Karriere Chagalls in Bewegung: 1914 eröffnet er seine erste Einzelausstellung mit 40 Gemälden und 160 Zeichnungen in der Berliner Galerie des deutschen Kunsthändlers Herwarth Walden. Bis 1922 verbleibt er in der UDSSR, eröffnet eine Ausstellung in Moskau, engagiert sich im Rahmen der Februar- und Oktoberrevolution, wird Kunstkommisar in der Region Witebsk und eröffnet schließlich die künstlerische Volkskunstschule und das Museum. Erst 1922 zieht Chagall über Berlin zurück nach Paris, von wo aus in den nächsten Jahren eine Vielzahl an Ausstellungen stattfinden. Immer wieder übernimmt er Auftragsarbeiten und etabliert zusehends ein breit gefächertes Œuvre, das von Illustrationen, Radierungen, Ölgemälden, Wandgemälden über Skulpturen, Kostümen und Bühnenbildern bis hin zu Glasmalerei und Deckengemälden reicht. Sein umfangreiches Werk wird unter anderem durch die Illustration des Alten Testaments, das Deckengemälde in der Pariser Oper, die Wandgemälde für die Metropolitan Opera und das Lincoln Center in New York sowie die Glasfenster für die Kathedrale in Metz vervollständigt. In den folgenden Jahren wird das Leben des Künstlers durch lange Reisen und Gastaufenthalte in unterschiedlichen Ländern geprägt. Er stirbt am 28. März 1985 und hinterlässt der Nachwelt ein umfangreiches Werk, das noch heute in zahlreichen Ausstellungen gewürdigt und bewundert wird.

In der Kunst wie im Leben ist alles möglich, wenn es auf Liebe gegründet ist.

Marc Chagall ©Foto, Carl von Vechten, ©Zitat, Marc Chagall

Ausstellungen

Messen

Museumsausstellungen (Auswahl)

2020: Picasso, Chagall, Jawlensky Ausstellung im Kunstmuseum Basel

2018: Chagall. Los años decisivos, 1911–1919 im Guggenheim Museum Bilbao

2017-2018: Marc Chagall Ausstellung im Museum MUDEC, Museum der Kultur in Mailand

2017: Chagall - The Breakthrough Years, 1911–1919. Kunstmuseum Basel / Neubau, Basel, Switzerland

2016: Chagall - Divine and human. Fundacion Canal, Madrid, Spain

2015: Marc Chagall - Enchanted Dreams. Opera Gallery – Singapore

2015: Chagall. Royal Museums of Fine Arts of Belgium, Brussels, Belgium

2014: Chagall. Opera Gallery – London, United Kingdom

2014: Marc Chagall - The Infinite Color and Wonder of Prints. Meguro Museum of Art, Tokyo, Japan

2013: Chagall: Modern Master. Tate Liverpool, United Kingdom

2012: Marc Chagall im Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid

2010: Marc Chagall im Bucerius-Kunstforum in Hamburg

2005: Sprengels Chagall. Sprengel Museum Hannover, Germany

2004: Chagall - Die Mythen der Bibel, Albertina, Vienna, Austria

1998: Marc Chagall, Die Lithographien - La Collection Sorlier, Staatsgalerie Stuttgart, Germany