Emil Schumacher
Biografie
Der 1912 in Hagen geborene Maler und Grafiker gehörte zu jenen Künstlern, die nach 1945 entschlossen den Neuanfang wagten. Zunächst in der 1930er Jahren Orientierung im Expressionismus und dem figurativen Stil der Neuen Sachlichkeit suchend, wurde er bald zu einer der herausragenden Gestalten nicht nur der deutschen, sondern auch der europäischen Kunstszene. Anschließend an abstrakte Tendenzen, die in Frankreich und Amerika deutlich wurden, galt seine Intention einer Malerei, die das Gegenständliche zu überwinden suchte, was sich in seiner Mitbegründung der informellen Künstlergruppe junger westen 1947 manifestierte.
In der intensiven Auseinandersetzung mit der Eigenwertigkeit der Farbmaterie und deren psychischer Wirkung, entwickelte Schumacher in der 1950er Jahren eine dem „Materialbild“ angenäherte Sonderform der informellen Malerei. Es entstanden Werke, die nur aus der Farbe lebten, ohne jegliches konstruktives Gerüst, wobei mithilfe eines pastos angelagerten Farbreliefs und rissigen Pinselspuren der Malprozess wie verzögert, geronnen, gestört erscheint. Die bevorzugte braunschwarze sowie leuchtend rote Farbgebung, lassen in Verbindung mit einer graffitihaften Zeichensprache und der haptisch erfahrbaren Oberfläche diese „Kraterlandschaftsgemälde“ wie altes sprödes Mauerwerk erscheinen.
Im Spätwerk hellt sich der düstere Klang dieser meist großformatigen Bilder auf und das unbeirrbare Anliegen des Künstlers, sich mit der Gestaltung des Lebendigen auseinanderzusetzen wird spürbar. Die Weiterentwicklung der Bewegung, des Fließens der Kraft, in der von Schumacher gewonnenen, einzigartigen Farb- und Formensprache bedeutete für den Künstler auch die Rückkehr zum Figürlichen, so tauchen zunehmend grafische Verweise auf gegenständliche Motive – meist in archetypischer Reduktion – wie beispielsweise die Leiter, das Rad, das Pferd oder die menschliche Figur in seinen Werken auf.
Ohne die ungegenständliche Malerei der Jahrzehnte zuvor und damit die Aussagekraft der Abstraktion zu widerrufen, fand der Künstler im gegenständlichen Spätwerk eigene Antworten und gelangte damit über informelle Positionen hinaus. Emil Schumacher verstarb im Oktober 1999 in seinem Haus auf Ibiza.
Museums- und Einzelausstellungen (Auswahl)
2016
Emil Schumacher (1912-1999) - Ich will in die Tiefe, durch das Material hindurch, Palais Rastede, Rastede
2015
Norbert Kricke und Emil Schumacher - Über Materie in die Unendlichkeit, MPK - Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, Kaiserslautern
Emil Schumacher: 1945 – Wiedersehen in den Trümmern, Emil Schumacher Museum, Hagen
Emil Schumacher: Werke aus der Sammlung, Emil Schumacher Museum, Hagen
Emil Schumacher: Objet Trouvé, Emil Schumacher Museum, Hagen
2014
Ross ohne Reiter, Kunstmuseum Solingen
Emil Schumacher - Schwarz sehen!, Emil Schumacher Museum Hagen
Aus der eigenen Sammlung: Informel, Kunstmuseum Bochum
Vom Sammeln - Malerei des 20.Jahrhunderts, Museum Stadt Ratingen
2013
Emil Schumacher, Sommerfreuden, Emil Schumacher Museum Hagen Emil Schumacher Museum Hagen
Emil Schumacher, BESEELTE MATERIE – Jubiläumssaustellung 10 Jahre Kunsthalle St. Annen, Kunsthalle St. Annen, Lübeck Kunsthalle St. Annen Lübeck
Abenteuer Malerei – Emil Schumacher zum 100. Geburtstag, Ulmer Museum Ulmer Museum