Fairy Trash
- Mandy Seifert
- Gerhard Charles Rump
Über die Ausstellung
Märchen waren ursprünglich Moralgeschichten für Erwachsene; Erzählungen, die anhand von teils grausamen Wendungen eine soziale Verhaltensnorm propagierten. Erst im Laufe des 19./ 20. Jahrhunderts wurden Märchen zu Geschichten für Kinder. Gerhard Charles Rump und Mandy Seifert machen aus dem Märchen wieder Erwachsenengeschichten. Ironische Interpretationen bekannter Märchenthemen fordern den Betrachter heraus, eigene Wahrnehmungen und bekannte Erzähltraditionen in Frage zu stellen. So ist die „Prinzessin auf der Erbse“ nicht auf 16 Matratzen und einer Erbse platziert, sondern räkelt sich auf einer Matraze und 27 kg Erbsen. Solch ironische Wendungen finden sich in fast allen Werken.Rump und Seiferts Figuren sind keineswegs dem Märchenschicksal hilflos ausgeliefert, sondern treten vielmehr als selbstständig, aktiv handelnde Akteure auf. Beispielsweise nehmen „Goldmarie und Pechmarie“ den Pinsel selbst in die Hand und werden erst durch das gegenseitige Bemalen zu den Märchencharakteren. Dieser Gedanke wird weitergeführt durch einen weiblichen „Hans im Glück“, der selbstbewusst durch das üppige Grün des Sommerwaldes spaziert. Dieses Selbstbewusstsein spiegelt sich bei allen Darstellern; ihre offenen Blicke begegnen dem Betrachter ohne Scham. Die Stärke der Charaktere wird insbesondere durch die Nacktheit der Darsteller noch hervorgehoben. Obwohl die Darsteller durch ihre Entblößung scheinbare Verletzlichkeit zeigen, wirken sie stark und im Einklang mit sich selbst.Die Künstler haben sich bewusst für eine sehr spärliche Dekoration und gegen rauschende Kostüme entschieden, um gewohnte Erzählstrukturen von Märchen zu durchbrechen. Damit wird dem Betrachter ermöglicht, sich auf die Themen der Märchen zu konzentrieren und nicht in bestehenden Gedankenbahnen verhaftet zu bleiben.
Gerhard Charles Rump, 1947 in Bochum geboren, studierte Kunstgeschichte, Anglistik und Philosophie sowie Psychologie, Pädagogik und Ethnologie an der Ruhr Universität Bochum und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. 1972 promovierte er zum Doktor der Philosophie, arbeitete als Fachreferent an der Universitätsbibliothek in Bochum, war wissenschaftlicher Assistent im Fach Kunstgeschichte an der Universität in Bonn und 1987 folgte seine Habilitation in Kunstwissenschaft an der Gerhard Mercator Universität in Duisburg. Zunächst blieb Gerhard Charles Rump an der Universität als Privatdozent für Kunstwissenschaft, wechselte später an die Technische Universität in Berlin. Von 1983 an arbeitete er als Manager und freier Journalist, seit 1994 als Redakteur in Berlin. Gerhard Charles Rump zeigt seine fotografischen Werke seit 1974 auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen, unter anderem bei Hilger contemporary in Wien und in den USA.
Mandy Seifert wurde 1982 in Berlin geboren. Sie studierte Betriebswirtschaft an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin und ist seit 2000 als Fotokünstlerin tätig. Zuletzt waren ihre Fotografien in der bkhf Gallery, Miami, USA ausgestellt.
Information
Die Vernissage findet am 22. November 2008 statt
Presse
"Märchenhaftes Bielefeld", Die Welt, 29. November 2008
"Nackte Märchen", Neue Westfälische, 25. November 2008
"Das Märchen im Fokus der zeitgenössischen Kunst", Westfalen-Blatt, 25. November 2008